Klosterökonomie in Polling

Die Klosterökonomie des Pollinger Klosters umfasst einen Vierseithof mit ehemaligem Verwaltungsgebäude, Stallungen und Scheunen, sowie die ehemalige Klostermühle.  Das Areal umfasst eine Fläche von circa 10 000 Quadratmetern und ist am nördlichen Ende der Klosteranlage angesiedelt.

Die Anlag -so wie sie heute zu sehen ist- wurde in dieser Form nach einem Blitzschlag im Jahre 1711, wieder aufgebaut.  Über dem Eingang des ehemaligen Verwaltungsgebäudes sind drei rote Marmorsteine eingemauert, die das Wappen des Klosters Polling, des Propstes Valerius Baudrexl und die Jahreszahl 1696 tragen. Die Grundmauern der Gebäude sind jedoch wesentlich älter. Der Klosterhof wurde erstmals in einem Gerichtsbuch von 1378 erwähnt. Das Pollinger Kloster wurde in etwa anno 750 gegründet.

Im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803 wurde das gesamte Kloster inklusive der Klosterökonomie verstaatlicht und ging in den Besitz von Major Abraham von Renner über. Dieser hatte zwar die besten Absichten, kam aber mit dem Besitz nicht zurecht, und musste trotz zeitweiliger Blüte die Versteigerung seines Besitzes über sich ergehen lassen. Am 11. Januar 1843 wurde sein Gut durch ein gerichtliches Urteil seinem Hauptgläubiger, dem Advokaten und Wechselnotar Josef Mayr in Augsburg zugesprochen. Dieser zog nach Polling und beschäftigte viele Dorfbewohner als Taglöhner in Landwirtschaft und Ziegelei.

Nach Josef Mayrs Tod im Jahre 1871 folgte ihm sein Sohn Karl als Erbe. Dieser teilte seinen Besitz am ehemaligen Klostergut in zwei Teile. Für sich behielt er -außer einem Teil der Grundstücke- die ehemalige Klosterziegelei. Zusammen mit der Klostermühle erwarb Max Schweighardt den anderen Teil des früheren Klostergutes im Jahr 1877.

15 Jahre später wurde im Kernbereich des ehemaligen Augustinerchorherrenstiftes ein neues Dominikanerinnenkloster gegründet. Diesem neu gegründeten Kloster wurde der östliche Teil der Klosterökonomie übereignet. Der Rest der Klosterökonomie blieb bis 1978 im Besitz der Familie Schweighart. Vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlangte der Hof Berühmtheit durch viele Münchner Künstler, die sich, bedingt durch die Gastfreundschaft der Familie Schweighart, über die Sommermonate dort aufhielten. Weitere Bekanntheit erlangte der Klosterhof durch die häufige Anwesenheit der Familie von Thomas Mann. Seine Mutter wurde einige Jahre im Klosterhof beherbergt. Viele Szenen seines Werkes „Doktor Faustus“ spielen in Polling und auf dem Klosterhof.

Mit dem Tod des alten Herrn Schweighart im Jahre 1962, erlosch das Leben auf dem Klosterhof für fast zwei Jahrzehnte, bis Hans Kleissl 1978 den Klosterhof erwarb und einer umfangreichen Sanierung unterzog. Der Hof wird heute teilweise zu Wohnzwecken genutzt; der Großteil der Flächen wird jedoch durch den auf Mercedes 300 SL ausgelegten Restaurierbetrieb beansprucht.

Die Klostermühle, die noch bis in die 60er Jahre in Betrieb war, wurde bei dieser Sanierung weitgehend unberührt gelassen, so dass die gesamte alte Maschinerie mit ihren sieben Mahlstöcken noch komplett erhalten ist. Im Jahre 1993 konnte Hans Kleissl den östlichen Teil der Klosterökonomie, der bis dahin zum Dominikanerinnenkloster gehört hatte, erwerben, und somit das Klostergut in seiner alten Form wiederherstellen.